Die kleine Tulpe
Letzten Sonntag waren wir wieder mit zwei Wagen unterwegs: Ape Tino und 57er Bar Tender waren im Einsatz. Es war super viel los und wie immer staunten die Gäste über die Latte Art: “Wow, mit Herzchen! Das ist aber toll!”, “Mensch, ne Blume! Für mich?”. Klar, sagen wir, Kaffee mit Liebe. Das schmeckt und SIEHT man. Das ist unser Anspruch an guten Kaffee. Und dann kamen wir ins Gespräch, meine Kollegin und ich. Jetzt gibt es schon so lange guten Kaffee – und immer noch staunen viele Leute über das hübsche Bild auf dem Cappuccino. Wie kann das sein?
Gut Ding will man auch bei Eile haben!
Dass es viel schlechten Kaffee gibt, darüber brauchen wir nicht zu sprechen. Was mich wundert: es gibt wohl mittlerweile auch viel guten Kaffee, der aber keine Latte Art hat! Für uns als professionelle Barista Bar ist es selbstverständlich, dass wir das Komplettpaket bieten: auch wenn immer viel los ist, egal ob Messe in Düsseldorf, Kassel oder Hannover, Hochzeitsempfang an der Kirche oder Firmenfeier mit 4000 Beschäftigten: wir bieten unseren Kaffeefreunden Genuss auf höchstem Niveau, da sitzt auch bei großem Andrang immer ein kleines Latte Art Kunstwerk mit drin. Warum ist das nicht überall so?
Begabung oder Geduld?
Meine Kollegin meinte: ich glaube nicht, dass jeder das kann. Wer überhaupt keine kreative Begabung besitzt, kann noch so lange üben: das wird nix. Latte Art kann nicht jeder lernen. Ob sie recht hat? Meine kreative Begabung, was das Malen auf Papier oder Leinwand angeht, hält sich auch stark in Grenzen, aber auf dem Kaffee malt es sich für mich prima. Selbst ohne professionelles Equipment erfreue ich meine Gäste mittlerweile mit hübschen Bildern auf ihrem Lieblingsgetränk. Klar, das erforderte schon einige Übung, außerdem den richtigen Milchschäumer und ein Kännchen für zu Hause sowie einige Geduld beim rum experimentieren, aber letztlich hat es geklappt. Wir wurden uns da jedenfalls nicht so richtig einig, ob es reicht, viel zu üben, sich die vielen Tutorials dazu auf Youtube reinzuziehen etc. oder ob es auch Begabung ist, die man letztlich braucht.
Meditation auf Crema
Für mich jedenfalls steht fest: der Moment, wo der Kunde neben mir steht, der Espresso in die Tasse läuft, die Crema sich goldbraun und satt auf der Oberfläche absetzt und die samtig-glänzend geschäumte Milch darauf wartet, sich mit dem flüssigen Gold zu vereinen: da tut sich inmitten jedweder Hektik ein kleines, aber magisches Zeitfenster der Stille und Andacht auf. Ich nehme die heiße Tasse mit dem Espresso in die linke, das Milchkännchen in die rechte Hand und lasse langsam, aber bestimmt einen Strahl heißer Milch unter die Crema fließen, bis sich die Tasse zur Hälfte gefüllt hat. Dann neige ich die Tasse, bringe sie ganz nah an die Milchkanne heran und vereine Crema und Milchschaum, zeichne cremig weiß erst einen, dann zwei, dann drei Halbmonde in das Goldbraun hinein und zaubere dann mit einem letzten Milchstrahl die Tulpe hervor, die wiederum ein Lächeln auf die Lippen des Kunden vor mir zaubert, der gerade noch so müde und mürrisch aussah.
Kaum ist sie da, schon ist sie wieder weg
Er bedankt sich und die nächste Kundin wartet schon auf ihr Getränk. All das hat keine Minute gedauert und so schnell die kleine Tulpe auf den Cappuccino gemalt war, so schnell wird sie wieder verschwunden sein. Aber für diesen kurzen Moment hat sie die Zeit angehalten und den Tag ein bisschen schöner gemacht. Ja, es braucht ein bisschen, bis man das mit der Latte Art raushat, aber dann verlernt man es nicht mehr und vor allem: man möchte sie nicht mehr missen! Probier es doch auch einmal aus, oder noch einfacher: komm zu uns an die Café Bar und lass Dich von uns verzaubern!